Diese Bezeichnungen sind im Deutschen politisch korrekt. Die englischen
Entsprechungen werden in England („disabled people“) und
in den USA („people with disabilities“) unterschiedlich bevorzugt. „Behinderte Menschen“ weist darauf hin, dass die
Behinderung nicht etwas ist, das zur Person gehört, sondern der Person
durch die ungünstigen sozialen Umstände widerfährt. Dies
drückt sich im Slogan: „behindert ist man nicht, sondern man wird
behindert“ oder durch das Wortspiel „gehindert“ aus.
Diese Verwendung entspricht somit dem sozialen Modell von Behinderung - nicht
einem medizinischen!
„Menschen mit Behinderung“ will sagen, dass der Mensch zuerst
kommt und seine Beeinträchtigung nur eines der vielen Persönlichkeitsmerkmale ist. Dies wird auch durch die Bezeichnung „people first“ für die politische Interessensvertretung der Menschen mit Lernschwierigkeiten ausgedrückt.
Dieser Ausdruck soll dann verwendet werden, wenn die Funktionseinschränkung thematisiert wird, z.B. wenn es um Mobilitätsbeeinträchtigungen, Sehbeeinträchtigungen, psychische Beeinträchtigungen, etc. geht.
Dass man nicht mehr „Krüppel“, „blödsinnig“ oder „Idiot“ sagt, dürfte sich herumgesprochen haben, aber auch andere Bezeichnungen sind beleidigend für viele betroffene Menschen!
Unbedingt zu vermeiden: | Alternative: |
---|---|
an den Rollstuhl gefesselt (oder gebunden) | ist Rollstuhlfahrer, benützt einen Rollstuhl |
mongoloid | hat das Down-Syndrom, hat Trisomie 21 |
taubstumm | ist gehörlos |
Zwerg, Liliputaner | ist kleinwüchsig |
Spastiker | hat Cerebralparese |
Wasserkopf | hat einen Hydrocephalus |
debil, schwachsinnig | Menschen mit Lernschwierigkeiten, ist kognitiv beeinträchtigt |
Behinderte Menschen sind keinesfalls immer passiv, leidend und werden behandelt, was aber dieses Wort bedeutet. Patient sind sie nur, wenn sie Grippe haben, im Krankenhaus liegen oder sich einer Therapie unterziehen, wobei dann wieder zu wünschen ist, dass sie mündige Patienten sein können.
Viele behindert Menschen sind gesund und fühlen sich auch so. Natürlich werden sich manche deren Beeinträchtigung von einer chronischen Krankheit herrührt - auch „krank“ fühlen. Dies trifft aber nur auf einige zu! Es „leidet“ auch selten jemand an seiner Behinderung, sondern an Lebensumständen oder den Reaktionen seiner Mitmenschen.
Was ist schon normal? „Es ist normal, verschieden zu sein“ hat schon ein deutscher Bundespräsident - Richard von Weiszäcker - gesagt.
Hauptwörtlich gebraucht, wird hier eine homogene Gruppe konstruiert, die in Wirklichkeit ganz heterogen ist. Auch wird hier versteckt, dass es um Menschen
geht. Die Behinderung ist lediglich die soziale Klammer, die sie verbindet!
Diese Verschiedenheit untereinander fordert Gleichstellung - was nicht „Gleichmacherei“ bedeutet - sondern „gleiche Menschenrechte bei Akzeptanz von Unterschiedlichkeit“. Im Englischen drückt sich
das mit dem Slogan „equal - but different“ sehr gut aus.
Dieser Ausdruck spricht in seiner generalisierenden und stigmatisierenden - auf Defizite konzentrierten - Sichtweise betroffenen Menschen Lebensperspektiven ab und beraubt sie ihrer Persönlichkeit.
Alternativen:
„jemand benötigt Assistenz, Begleitung, Unterstützung - auch in höherem Ausmaß“
Englische Fachausdrücke sind beliebt. Allerdings wird der Ausdruck „handicap“ in England als beleidigend erlebt. Er erinnert an
„cap in the hand“, also an Betteln und wurde
auch ausschließlich von den Charity Organisationen verwendet und nicht
von Organisationen, die ein gleichberechtigtes Bild behinderter Menschen
vermitteln wollen. Der Ausdruck wurde inzwischen auch von der WHO aus ihrer
Definition von Behinderung entfernt.
Deutsche Ableitungen wie „gehandicapt“ sind überdies
unschön!
Ähnlich ist es mit diesem Ausdruck, er kommt vom englischen „special needs“, das dort vor etwa 25 Jahren modern war. Abgelehnt
wird er nun, weil er bedeutet, dass es eine Gruppe der „Anderen“ gibt, die andere Bedürfnisse haben.
Behinderte Menschen sind kein besonderer Menschenschlag und haben auch keine
besonderen Bedürfnisse. Ihre Wünsche und Bedürfnisse unterscheiden
sich von Person zu Person, sind aber auch ähnlich wie die der jeweiligen
nichtbehinderten Altersgruppe oder sozialen und ethnischen Zugehörigkeit.
Natürlich hat ein Teil der Bedürfnisse auch mit der Art und Schwere
der jeweiligen Beeinträchtigung zu tun.
Im Zusammenhang mit barrierefreiem Design - woher dieser Ausdruck kommt - spricht
man nun eher vom „universal design“, also einer Planung, die möglichst vielen individuellen Bedürfnissen entspricht.
Anforderungen an das Design und an die gebaute Umwelt ergeben sich im Lebenszyklus
(z.B. Schwellenlosigkeit im Kinderwagenalter und im höheren Alter, größere
Schrift für Schulanfänger und jenseits der Lebensmitte, einfache
Sprache für Lesenanfänger und für fremsprachige Gäste) und
nicht nur für als „behindert“ definierte Menschen.
Unseres Erachtens wird politische Korrektheit übertrieben, wenn man das
Wort „behindert“ unbedingt zu vermeiden sucht z.B. durch „geistig-, körperlich herausgefordert“ in Anlehung an
das amerikanische „challenged“!